Morgens brauche ich eine Weile, bis ich mich mit ausreichend Kaffee wieder hergestellt habe. So auch an Tag 2. Wohl wissend, dass es nachmittags regnen würde, hab ich es trotzdem gemütlich angehen lassen und nach dem Jaufenpass, so furchtbar weit war das nicht mehr, in Brixen nochmal ausgiebig pausiert. Eine flache Strecke durchs Tal zu fahren ist zwischendurch äußerst erholsam. Hoch zum Würzjoch sieht man schon die Wolken wachsen.. und bis zum Regen kann es nicht mehr lang dauern. Ein Rennradfahrer zieht mit gutem Tempo an mir vorbei, bremst kurz zum Ratschen und flitzt davon. Bergauf. Ich glaub es liegt nicht nur am Gepäck.
Die Gegenden die ich durchfahre sind gigantisch. Was ich in den letzten Tagen an schönen Ausblicken hatte, Blumenswiesen, Kleintiere aller Art, nette Menschen und geradezu kitschig-idyllische Szenerien - fühlt sich an als wäre ich schon eine Woche unterwegs. Mein Hintern und die Oberschenkel melden dasselbe.

Ich krieche also Richtung Würzjoch, und so entspannt wie selten werde ich voll eingeregnet. Kurz vor dem Regen ist nämlich der Radfahrer von zuvor nochmal an mir vorbeigefahren, diesmal im Auto, und hat mich in die Ferienwohnung seines Radteams, das dort sein Trainingslager hat, eingeladen. Die Teamkollegen sind bis auf einen noch nicht angereist... und so ist noch Platz für mich. Zwar habe ich noch nicht genügend Höhenmeter für den Tag, aber es wird recht frisch und ungemütlich auf dem Rad wenns regnet, also sage ich sofort zu und folge der Wegbeschreibung. Nass bis auf die Radlhose treffe ich etwas später dort ein. Heiß duschen und dann die Vorräte der Gastgeber plündern. Leider hatte ich nicht wirklich viel zu essen dabei, aber umso größeren Hunger. In einer Regenpause gehts dann nochmal raus. Die beiden Jungs gehen auch nochmal ein Stück mit, bleiben dann aber auf einer Hütte. Besser so.. fängt nämlich wieder an zu regnen. Auf den Grashügel will ich aber schon noch steigen. Leider habe ich in geistiger Umnachtung nichts zum Trinken mitgenommen. Ziemlich dämlich, nach so einem Tag auf dem Rad bin ich sowieso schon ausgedörrt. Auf möglichst direktem Weg gehts nach oben, es wird immer frischer, ich schon wieder komplett nass, aber kalt ist mir abgesehen von den Eisfingern nicht. Schließlich begegne ich doch noch einem rettenden Rinnsal auf der Kuhwiese. Hilft nichts - ich hab nicht vor dehydriert im Eisregen zusammenzuklappen. Weiter gehts auf den Gipfel des Grashügels, der wohl der Große Gabler sein muss. Der Weg an sich ist völlig unspektakulär, aber der Blick auf die gegenüberliegenden Felswände (wie Foto nur dann viel näher) ist phänomenal. Auch die Stimmung ist mit Regen und Wolken eindrucksvoll.
Im Dunkeln bin ich wieder zurück bei der Ferienwohnung und ein einem zweiten Angriff dezimiere ich die Vorräte der ausgesprochen verständnisvollen Radfahrer weiter. Entspannung bei Rotwein... perfekt! Nur fehlen wieder ein paar Höhenmeter. Der Berg hat einfach zu früh geendet.
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